Tag 23

08.06.2025

Soeira Day Stop. 

Heute nach knapp drei Wochen fühlte es sich zum ersten Mal so an, als ob die Reise wirklich losgeht. Obwohl ich glaube, eigentlich ist es gar keine Reise, sondern nur ein folgen des Weges. Ich habe heute Morgen mir mein Frühstück auf der Terrasse gemacht. War wieder sehr früh wach geworden. Die Uhren sind hier 1 Stunde zurückgestellt . Es ist doch immer wieder erstaunlich mit wie wenig man auskommt. Ich habe zwei Baguettes, ein bisschen Schinken und Käse sowie zweimal Tortellini und etwas Pesto. Das reicht völlig aus, um in einem Haus zu leben. Tagsüber findet sich schon immer eine Kleinigkeit zum Essen. Ich habe heute auch den Brief von Dorit aufgemacht und mich sehr über die Zeilen gefreut. Danach hatte ich mir eine sehr kleine Motorradtour zusammengestellt. Nur 130 km. Alles in der näheren Umgebung. Als aller erstes bin ich zu einer alten Kastanie gefahren. Ich glaube diese Kastanie soll schon über 800 Jahre alt sein. Man konnte von innen Rausschauen und auch reingehen. Danach bin ich noch einfach etwas weiter gefahren und hatte mir ein Hügel rausgesucht, wo eine große Schaukel draufstehen sollte. Um auf diesen Hügel zu kommen, musste ich über Stock und Steine plus Wiese. Da ich aber die Seiten Koffer abgenommen habe, war das easy. Der Ausblick war wundervoll und ich genoss kurz auf der Schaukel zu sitzen. Plötzlich kam ein Mann auf den Hügel. Und ich dachte schon, er wird mir jetzt sagen, dass ich nicht mit Motorrad hätte hochfahren dürfen. Aber abgesehen davon, dass er wieder Englisch noch deutsch sprach und ich kein Portugiesisch versuchten wir uns irgendwie mit den Händen und Füßen zu verständigen. Eigentlich bewundert er nur, dass ich mit dem Motorrad den Berg hoch gefahren bin. Wir lachten beide kurz, gaben uns sogar die Hand, und dann fuhr ich weiter. Zu meinem nächsten Stopp war es gar nicht soweit, aber als ich in einem kleinen Weg ein Berg fuhr der auf ein Dorf zu ging, war die Straße gesperrt, da ein Straßenmarkt war. Da ich so viel Zeit hatte, stieg ich ab und lief einmal über den Markt rüber. Ich dachte, vielleicht finde ich hier ein Schloss. Da ich Pierre versichert hatte mir eins zu kaufen. Und wenn ich ihn am Ende der Reise noch einmal besuche, wäre es natürlich cool, ein Schloss zu haben. Ich würde aber nicht so viel Geld dafür ausgeben. Auf dem Markt aß ich ein frisch gemachtes Sandwich und trank etwas . Fuhr dann weiter zu einem See. Der See war schön, aber nicht so spektakulär, wie ich gedacht hatte. Wobei spektakulär nach den letzten Wochen ist eh schwierig einzuschätzen. Die Schönheit umgibt einen die ganze Zeit. Als ich wieder weiter fuhr, zu meinem letzten Stopp entdeckte ich die Brücke nahe bei mir, sah aber, dass man nicht mit dem Motorrad hinkommen. Also fuhr ich in mein Haus und zog mir die Laufklamotten an. Dann joggte ich zu der Brücke, machte ein paar Fotos und joggte wieder zurück. Ich hatte gesehen, dass eine winzige Kneipe in dem Ort schon offen hatte und einige Leute davor saßen. Also ging ich nach dem duschen dahin. Natürlich sprach wieder keiner englisch. Also bestellte ich mir ein Alster und setzt mich einfach hin und lauschte den Gesprächen. Portugiesisch ist manchmal sehr, sehr hart im Klang, aber Augen zu und den Kopf nach hinten gelehnt, lauscht man einfach dem Sturmgewehr - Trommelfeuer der Worte. Nach und nach wurde der Platz immer voller. Der ein oder andere, gab mir die Hand und sagte Hallo, aber eine weitere Interaktion war einfach nicht möglich, da nicht ein bisschen Englisch vorhanden war. Danach lief ich wieder zurück zu meinem Haus, machte mir mein Essen und setzt mich hin und lass ein Buch. Eigentlich dachte ich, dass ich das Buch noch länger lesen werde, aber ich bin schon über die Hälfte weit. Es ist gar nicht mal so schlecht. Zum Glück hatte ich dieses Buch ja gefunden. Ich habe im Moment das Gefühl, dass auf dem Stuhl sitzen mit einem Buch in der Hand und ein Schluck Wein , einfach bloß nach draußen in einen Garten gucken, völlig ausreichend ist. Morgen werde ich wahrscheinlich wieder Richtung Spanien fahren, da in Portugal die Wolken mehr werden und in den nächsten zwei Tagen sich schwere Gewitter zusammen ziehen. Da ich es nicht genau einschätzen kann, ob es dann in zwei Tagen morgens regnet und die Straßen hier sehr, sehr eng sind und teilweise unbefestigt werde ich lieber schon Richtung Spanien fahren und über die Gebirgszüge Richtung Madrid unterwegs sein. Mir dort eine Unterkunft suchen und dann mal weiter schauen. Ich muss auch weiterhin meine Reifen im Blick haben die nutzen sich mehr und mehr ab. Vielleicht muss ich doch noch in Spanien Reifen wechseln lassen. Vermutlich zu viel Offroad, aber bisl länger könnten die Stollen schon reichen. Blyat.